Umstieg von Windows nach Linux Mint (9/9)
Bei meinem Umstieg von Windows nach Linux Mint bin ich mittlerweile schon relativ weit. Bleiben noch die Punkte Programmierung und Datenbanken. Nachdem ich unter Windows fast ausschliesslich mit VB.net programmiert habe, muss ich mir jetzt was neues suchen. Meine Wahl ist auf Python gefallen und – siehe da – es ist bereits installiert. Da ich ein fauler Sack bin, brauche ich eine IDE mit Autovervollständigung. In diesem Fall ist meine Wahl auf PyCharm gefallen.
PyCharm installiert man unter Linux Mint entweder über Snap (weiteres Paketverwaltungssystem für Linux) oder manuell als tar.gz-Paket (änlich wie Zip-Dateien unter Windows). Der Weg über Snap dürfte der Bessere sein.
Unterschied zwischen Flatpak und Snap
Flatpak und Snap sind beide moderne Paketformate für Linux, die Software zusammen mit allen benötigten Abhängigkeiten bündeln, um sie auf verschiedenen Distributionen nutzbar zu machen. Dennoch gibt es wichtige Unterschiede:
Merkmal | Flatpak | Snap |
---|---|---|
Entwickler | Red Hat (Fedora-Umfeld) | Canonical (Ubuntu-Umfeld) |
Zielgruppe | Vor allem Desktop-Apps | Desktop-Apps, Kommandozeilenprogramme, Server |
Paketverwaltung | Dezentrale Repositories, z.B. Flathub | Zentrales, proprietäres Snap Store von Canonical |
Installation | User- oder systemweit, auch ohne Root möglich | Meist systemweit, Root erforderlich |
Sicherheit | Nutzt Namespaces, Chroot, Sandboxing | Nutzt AppArmor (hauptsächlich Ubuntu) für Abschirmung |
Updateverhalten | Automatische, zentrale Updates | Automatische Updates via Snap Store |
Geschwindigkeit | Startet meist schneller als Snap | Durch Kompression langsamer beim Start |
Speicherverbrauch | Gemeinsame Runtimes können von verschiedenen Apps genutzt werden | Apps bringen meist eigene Bibliotheken mit, größerer Speicherbedarf |
Offenheit | Open Source Kern, Runtimes frei | Core Open Source, Snap Store und Tools proprietär |
Verteilung | Provider können eigene Repos aufbauen | Aufbau und Verteilung zentral durch Canonical |
Distribution-Unabhängigkeit | Sehr gut | Gut, aber problematisch außerhalb Ubuntu |
Fazit:
Beide verpacken Bibliotheken mit der Software, was mehr Platzverbrauch bedeutet als klassische Paketmanager.
Flatpak ist flexibler durch dezentrale Repositories, schneller beim Start und erlaubt Nutzerinstallationen ohne Root-Rechte. Es ist gut in Fedora-basierte Distros integriert, gewinnt aber auch bei anderen an Bedeutung.
Snap besticht durch zentrale Verwaltung und breite Unterstützung in Ubuntu-Ökosystemen, bringt aber meist größeren Speicherbedarf mit und ist teils weniger flexibel.
Für Anwender ist Flatpak oft die angenehmere Lösung wegen schnellerem Start, besserer Sicherheit durch Sandbox und dezentraler Verteilung. Snap ist besonders auf Ubuntu-Systemen verbreitet und gut gepflegt.
Diese Unterschiede machen klar, warum beide Systeme koexistieren und sich je nach Einsatzzweck ergänzen.
Installation von PyCharm
Eigentlich sollte es relativ einfach sein. Man öffnet ein Terminal, gibt
- sudo snap install pycharm-community –classic ein
und – schwups – ist es installiert. Peiffedeckel. Das Terminal erkennt den Snapbefehl nicht 🙁
So, wie ich das verstehe, ich Snap zum Einen nicht installiert und zum anderen auch gesperrt. Also Sperre aufheben, Pakete aktualisieren und Snap installieren.
- sudo rm /etc/apt/preferences.d/nosnap.pref (Sperre entfernen
- sudo apt update (Pakete aktualisieren)
- sudo apt install snapd (snap installieren
Schau mer mal… Sieht soweit gut aus. Mit der Eingabe von
- snap version
im Terminal überprüfe ich, ob snap läuft. Jupp, funktioniert. Jetzt sollte auch die Installation von PyCharm laufen. Und – siehe da – mit dem, weiter oben, genannten Befehl wird das Programm installiert. Und jetzt – Trommelwirbel – wah! Das Programm ist nirgends zu finden. Grrr.
Ich muss das Programm tatsächlich per Hand im Terminal starten
- pycharm-community
Das kann es ja wohl nicht sein. Mal schauen, was ich tun muss um auf dem Desktop eine Verknüpfung zu erstellen. Joh, ist wie bei Windows. Rechte Maustaste auf den Desktop und dann “Neuen Starter hier erstellen…” auswählen. Im Dialogfeld folgendes eingeben:
- Name: Python IDE (ist frei wählbar)
- Befehl: pycharm-community
- Kommentar: IDE um problemlos mit Python zu programmieren (kann aber auch leer bleiben)
- Im Terminal ausführen: Ja
- Dedizierte GPU verwenden, falls verfügbar: Ja
- Icon: snap/pycharm-community/518/bin/pycharm.png (ist frei wählbar)
Schnell noch auf “OK” klicken und ab geht die wilde Fahrt. Eine Sache hat mich allerdings gestört: Der OK-Button ist so lange gesperrt und ausgegraut, bis man einen Namen und einen gültigen Befehl eingegeben hat. Nach der Freigabe ist die Beschriftung schwarz und von dem Grau nicht besonders gut zu unterscheiden. Ich habe mir den Wolf nach einem Fehler gesucht, bis ich es geschnallt habe…
Resümee
Nach 8 Tagen muß ich sagen: Ja, macht eigentlich Spass. Windows wird mir nicht fehlen. Einzig der Verlust von Microsoft Access liegt mir im Magen. In der aktuellen ct ist allerdings ein Bericht, wie man seine Windows-Installation in ein VM (Virtuelle Machine) umziehen kann und diese dann unter Linux nutzt.
Der Umstieg von Windows nach Linux Mint ist mit dem 9. Teil allerdings jetzt erst einmal beendet. Es wird aber sicherlich noch den ein oder anderen Erfahrungsbericht geben und auch sicherlich einen über die VM, so ich denn Zeit dafür finde.
Bis dahin, maat et joot 🙂
Was bisher geschah: Teil 1 – Teil 2 – Teil 3 – Teil 4 – Teil 5 – Teil 6 – Teil 7 – Teil 8
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